Die Vision von virtueller Realität
Herkunft des Begriffs „Metaverse“
Der Begriff „Metaverse“ wurde erstmals 1991 vom US-amerikanischen Science-Fiction-Autor Neal Stephenson in seinem Roman „Snow Crash“ aufgegriffen. Er beschreibt das Metaverse darin als virtuelle Realität, die eine Alternative zur physischen Welt darstellt. Jeder Mensch erhält dort ein digitales Pendant, einen Avatar, mit dem er sich fortbewegt und agiert.
Das Konzept vom Metaverse ist allerdings nicht auf besagten Neal Stephenson zurückzuführen, auch wenn der Begriff von ihm stammt. Bereits einige Jahre zuvor in den 1980ern erschuf ein weiterer Science-Fiction-Autor namens William Gibson seine Idee der virtuellen Realität und nannte sie „Cyberspace“.
Was fasziniert das Silicon Valley so stark am Metaverse?
Sowohl Marc Zuckerberg als auch Tim Sweeney, CEO vom Weltkonzern Epic Games, beziehen sich mit ihren Bestrebungen zum Metaverse auf den Tech-Experten Matthew Ball und dessen Essay „The Metaverse: What It Is, Where to Find it, Who Will Build it, and Fortnite“ von 2020.
Der Autor definiert in seinem Werk sieben Grundsätze, die den Kern des Metaverse ausmachen:
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Das Metaverse läuft durchgehend, es kann nicht pausiert oder beendet werden.
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Alles findet in Echtzeit statt. Zeitlich begrenzte Events sind wie in der realen Welt möglich, wobei das Metaverse an sich live ist.
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Die Zahl der Teilnehmenden ist nicht begrenzt.
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Innerhalb des Metaverse existiert eine eigene Wirtschaft. Personen und Unternehmen können investieren, materielle sowie immaterielle Güter kaufen und verkaufen und für Arbeitsleistungen im Metaverse bezahlt werden.
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Das Metaverse erstreckt sich sowohl über die digitale als auch die physische Welt. Innerhalb der Plattform gibt es zusätzliche geschlossene als auch offene Plattformen, die genutzt werden können.
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Die erworbenen digitalen Güter sind überall innerhalb des Metaverse verwendbar. Als Gegenbeispiel führt Ball Videospiele an, bei denen digitale Objekte nur innerhalb des jeweiligen Spiels genutzt werden können.
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Das Metaverse ist gefüllt von Erfahrungen und Inhalten, welche von den teilnehmenden Parteien stammen – also von Individuen, Gruppen und Unternehmen, die sich im Metaverse bewegen.
Wo liegt der Unterschied zum herkömmlichen Internet?
Die Möglichkeiten des Metaverse unterscheiden sich – abgesehen vom Faktor der virtuellen Realität – scheinbar nicht großartig von bereits bestehenden Möglichkeiten des Internets. Ball sieht jedoch eine hohe Relevanz des Metaverse für die weitere Entwicklung des globalen Konsumverhaltens – und verweist dabei auf den Fakt, dass die zehn größten Aktiengesellschaften der Welt zurzeit Internetkonzerne seien, welche die alten, traditionellen Unternehmen abgelöst haben. Genau das Gleiche prognostiziert Ball in seinem Essay für die jetzigen Big Player wie etwa Amazon und Meta, sofern sie den Anschluss an das Metaverse verpassen.
Wann startet das Metaverse?
Die Erwartungshaltung an das Metaverse ist groß, obwohl die Entwicklung noch relativ am Anfang steht. Weder Ball noch Zuckerberg oder Sweeney können mit Gewissheit sagen, wann die Technologie auf dem Stand sein wird, ein echtes Metaverse zu realisieren. In seinem Essay geht Ball ebenfalls davon aus, dass es keinen eindeutigen Zeitpunkt geben werde, an dem das Metaverse startet. Vielmehr werden sukzessiv immer neue Produkte, Services und Fähigkeiten auf den Weg gebracht, die sich langsam zu einem Metaverse entwickeln und miteinander verschmelzen. Ein Beispiel hierfür ist die bereits heute bestehende virtuelle Welt von Roblox, die als Spieleplattform mit virtuellen Avataren besonders beliebt bei jungen Nutzerinnen und Nutzern ist.
Er vergleicht diesen Prozess mit dem Übergang ins Zeitalter der Mobiltechnologie. Zwar habe es auch hier die technischen Mittel bereits zehn Jahre zuvor mit dem Blackberry gegeben, welches mit WPA schon eine mobile Version des Internets ermöglicht habe. Doch kamen der eigentliche Durchbruch und die Entwicklung hin zur Massentauglichkeit erst Jahre später mit dem iPhone 3G. Genauso wie diese Entwicklung nahezu jeden Bereich des modernen (Arbeits-)Lebens in irgendeiner Form verändert habe, solle auch das Metaverse eine Transformation unserer Nutzung von Computern und dem Internet auf den Weg bringen, der schrittweise erfolgen werde.
FAZIT
Die Frage ist nicht mehr, ob das Metaversum kommt, sondern wann es kommt und welchen Einfluss es auf unser Leben nehmen wird. Das Potenzial der damit einhergehenden Möglichkeiten ist enorm und nahezu alle großen Tech-Firmen investieren mittlerweile in dieses Feld, auch wenn das Metaversum derzeit noch keine Relevanz im Geschäftsleben hat.
Die hohe Erwartungshaltung ist also klar erkennbar – Mark Zuckerberg hat sein Unternehmen nicht umsonst von Facebook in Meta umbenannt. Es bleibt abzuwarten, wie schnell sich die Technologie dahingehend entwickelt und wann das Metaverse ein völlig normaler Bestandteil unseres Alltags sein wird.