Hype oder Zukunft?
Oberflächlich betrachtet ist die Blockchain (englisch für „Blockkette“) nichts anderes als eine Datenbank oder ein digitales Kontenbuch und somit scheinbar nichts Neues. Schließlich gibt es digitale Kontenbücher bereits seit Jahrzehnten in Form des etablierten Online-Bankings. Datenbanksysteme gibt es sogar noch länger. Was ist also das Besondere, was die Blockchain so innovativ macht? Dies wollen wir im Folgenden genauer betrachten.
Grundlegende Idee der Blockchain
Die ursprüngliche Idee der Blockchain-Technologie kann man im Bitcoin-Whitepaper nachlesen. Der anonyme Erfinder des Bitcoins mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto führt darin die gravierenden Probleme im Umgang mit finanziellen Werten auf. Das Kernproblem sieht er in der Zentralisierung des Bankenwesens. Die Geldflüsse des einer Bank anvertrauten Kapitals sind nicht nachvollziehbar, und somit ist ein Vertrauensmissbrauch im Umgang mit monetären Werten denkbar.
Um diesem Vertrauensmissbrauch auf systemischer Ebene vorzubeugen, wurde die Blockchain-Technologie entwickelt. Sie ermöglicht die dezentrale Abwicklung von Finanztransaktionen ohne eine zwischengeschaltete Bank, die möglicherweise einen Finanztransfer aus unerfindlichen Gründen ablehnen könnte. Durch diese neue Technologie wird Vertrauensmissbrauch erschwert, weil alle Buchungen transparent offengelegt und einsehbar sind.
Technische Funktionsweise der Blockchain
Die Blockchain-Technologie ermöglicht es zunächst, Daten aller Art in einer verteilten Datenbank zu speichern. Das Besondere daran ist nun, dass ein Datensatz – gemeinhin auch als Block bezeichnet – mit dem vorausgehenden untrennbar verbunden ist und datentechnisch auf diesem basiert. Das bedeutet: Wenn man versuchen wollte, einen Datensatz zu verändern, so müsste man auch die vorausgehenden und auch die nachfolgenden Blöcke verändern, damit die Verkettung wieder passt. Durch die eingesetzte Kryptographie ist dies jedoch unmöglich. Nach dem Start einer neuen Blockchain wird der allererste Datensatz als Schöpfungsblock oder in Fachkreisen auch als Genesis Block bezeichnet. So steht im Genesis Block der Bitcoin-Blockchain sinngemäß folgender buchungstechnisch inhaltsloser, aber dennoch bedeutungsvoller Satz: „The Times 3. Januar 2009: Britischer Finanzminister kurz vor zweitem Rettungspaket für Banken.“
Blockchain-Intelligenz mit Smart Contracts
Nun ist die sichere und transparente Datenspeicherung nicht die einzige Besonderheit, die eine Blockchain zu bieten hat. Hinzu kommen sogenannte Smart Contracts, die in Form von einfachen Programmabläufen ebenfalls in der Blockchain gespeichert werden können und immer dann ausgeführt werden, sobald definierte Bedingungen erfüllt sind. So kann in der Praxis etwa ein rechtsgültiger Vertrag automatisiert ausgefertigt werden. Alle an diesem Contract beteiligten Personen haben daraufhin unverzüglich Gewissheit über das Ergebnis, ohne dass ein Vermittler eingeschaltet werden muss. Des Weiteren kann auch ein Workflow ausgelöst werden, sobald die Bedingungen dafür erfüllt sind.
Anonym, dezentral und transparent – die Blockchain-Philosophie
Die Kontrolle über finanzielle Werte und Informationen werden dezentral in verteilten Datenbanken gespeichert. Das bedeutet, dass alle Informationen, die sonst bei den Banken unter Verschluss sind (und somit auch bankintern missbraucht werden könnten), für jedermann offen zugänglich gemacht werden.
Das bedeutet aber natürlich nicht, dass Person A jederzeit den digitalen Guthabenstand von Person B einsehen kann. Hier setzt die anonyme Speicherung von Kontendaten in der Blockchain an. Jeder Nutzer einer Blockchain besitzt eine Adresse, die aus einer langen Folge von Ziffern und Buchstaben besteht. Zwar kann nun jeder jede Blockchain-ID mit dem jeweiligen Kontostand betrachten und Kontobewegungen verfolgen. Die Blockchain-Adresse kann aber keiner realen Person zugeordnet werden (etwa vergleichbar mit den berühmten Schweizer Nummernkonten aus früheren Zeiten). Die Nutzung der Blockchain erfolgt also in der Regel anonym. So machen sich Bitcoin-Fans seit jeher einen Spaß daraus, die zehn „Wale“ mit den größten milliardenschweren Guthaben sowie ihre Zu- oder Verkäufe zu beobachten, ohne zu wissen, welche Personen oder Institutionen dahinterstecken.
Ein weiteres bedeutendes Merkmal der Blockchain ist die Dezentralität. Die Informationen über Kontobewegungen und Kontostände werden nicht zentral gespeichert (wie etwa bisher auf dem Server einer Bank). Die Blockchain wird in einem verteilten Computernetzwerk gespeichert, wobei jeder einzelne dieser Server die gesamte Blockchain vorhält, die kontinuierlich mit allen anderen Servern synchronisiert wird. Dies ermöglicht weltweite Transaktionen innerhalb kürzester Zeit.
Nutzen der Blockchain für Unternehmen
Der Bitcoin war erst der Anfang: Die Blockchain-Technologie bietet heute das Potenzial, komplette Branchen zu revolutionieren. Mit den oben beschriebenen Smart Contracts einer Blockchain können Unternehmen Geschäftsprozesse und Workflows wesentlich sicherer, schneller und transparenter gestalten und dadurch von Kosteneinsparungen profitieren. Alle Informationen in der Blockchain sind fälschungssicher dokumentiert und offen einsehbar. Auf diese Weise schließt die Blockchain Vertrauenslücken, ohne dass hierfür vertrauenswürdige Instanzen hinzugezogen werden müssen.
Fazit
Die Blockchain ermöglicht es, mit Daten und Informationsflüssen schneller und zuverlässiger umzugehen. Die Anonymität und die Dezentralisierung der Datenhaltung tun ein Übriges für die Sicherheit. Auch wenn diese Technologie in ihrer Entwicklung weit fortgeschritten ist, so stehen wir noch ganz am Anfang. Die manchmal noch schwierige Integration einer Blockchain in vorhandene Systeme und die eingeschränkte Skalierbarkeit sind derzeit noch Probleme, die aber in absehbarer Zeit behoben sein werden. So forschen die Betreiber von mehreren Kryptowährungen bereits intensiv an Weiterentwicklungen der Blockchain.